abgeordnetenwatch.de-Frage entfacht in Bonn Diskussion über Ehrenbürger Paul von Hindenburg

Wird dem früheren Reichspräsident Paul von Hindenburg die Ehrenbürgerschaft von Bonn aberkannt? Angeregt hat dies der Aktionskünstler Alfred Kerger mit einer Frage auf abgeordnetenwatch.de. Die Linken prüfen einen entsprechenden Antrag, und auch der Oberbürgermeister lässt Sympathien für die Initiative erkennen, wie der Bonner Generalanzeiger schreibt.

von Martin Reyher, 03.04.2012

Eine Frage des Bonner Aktionskünstlers Alfred Kerger auf abgeordnetenwatch.de hat in der Stadt eine Diskussion über den Ehrenbürger Paul von Hindenburg, den letzten Reichspräsidenten der Weimarer Republik, ausgelöst. Kerger hatte in mehreren Anfragen an Bonner Stadträte angeregt, Hindenburg die Ehrenbürgerschaft der Stadt Bonn zu entziehen sowie den Hindenburgplatz umzubenennen. Hintergrund, so der Künstler, seien neuere wissenschaftliche Erkenntnisse, wonach Hindenburg eine aktive Stütze des Nationalsozialismus gewesen sei.

Heute berichtetet der Bonner Generalanzeiger in einem ausführlichen Artikel über Kergers Initiative auf abgeordnetenwatch.de und die Reaktionen darauf. Der kulturpolitische Sprecher der Linken-Ratsfraktion, Jürgen Repschläger (Foto), hatte in seiner Antwort auf abgeordnetenwatch.de Unterstützung signalisiert. Er schrieb dem Künstler:

Beide Anliegen befürworte ich. Darüber hinaus gibt es ja beispielsweise auch noch die Carl-Duisberg-Str., die in meinen Augen ebenfalls umbenannt werden sollte. Zu Ihrer Frage, ob wir dies unverzüglich in den Rat einbringen, ist zu sagen, das wir als Linksfraktion unsere Initiativen gemeinsam besprechen und planen. Ich werde diese Vorschläge also erst in unsere Fraktion einbringen. In Kessenich gibt es seit neuesten eine Initiative zur Umbenennung des Hindenburgplatzes, mit der ich Kontakt aufnehmen werde. Ich gehe davon aus, dass Sie in dieser Sache mit einer Initiative der Linksfraktion rechnen können.

Laut Generalanzeiger hat auch Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch Sympathien für die Initiative erkennen lassen. "Allein die antidemokratische Haltung Hindenburgs und die Ausnutzung seiner Befugnisse als Reichspräsident, die Formung eines autoritären Staates zu befördern, machen ihn als Ehrenbürger fragwürdig", sagte Nimptsch auf Anfrage der Zeitung. Hindenburg sei, so der Oberbrügermeister, beim Ratsbeschluss von 1983, als die Streichung des Namens Hitler aus der Liste der Ehrenbürger bekräftig wurde, offenbar vergessen worden. "Ich werde den Rat auf dieses Thema aufmerksam machen", so Nimptsch.

Der Generalanzeiger hat seine Leser aufgerufen, über die Umbenennung des Hindenburgplatzes sowie einer weiteren Straße - der Hindenburgallee - mitzudiskutieren. Kürzlich war der Stadtrat in Münster der Empfehlung einer Expertenkommission gefolgt und hatte den Hindenburgplatz in Schlossplatz unbenannt. Laut Wikipedia ist Paul von Hindenburg Ehrenbürger in etwa 50 deutschen Städten.

Foto: Google Maps

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