Portrait von Annalena Baerbock
Annalena Baerbock
Bündnis 90/Die Grünen
0 %
/ 531 Fragen beantwortet
Frage von Sascha Jasmin J. •

Frage an Annalena Baerbock von Sascha Jasmin J. bezüglich Umwelt

Sehr geehrte Frau Baerbock,

Ihr oben aufgeführtes Motiv in allen Ehren, denn ich möchte selbst gern daran glauben, aber was halten Sie denn von größeren Maßnahmen wie einer CO2-Steuer oder gesetzlichen Vorgaben hinsichtlich Lebensmittelverschwendung, Braunkohleabbau oder Plastikverpackungen?
Obwohl ich der Meinung bin, dass Nachhaltigkeit mehr Aufmerksamkeit von der Bevölkerung erhalten sollte, bin ich doch realistisch genug, um zu wissen, dass die wenigsten Menschen etwas tun, was auf größere Effekte abzielt. Bei einem Flug, der 20 Euro kostet und einer Zugfahrt, die sechsmal so teuer ist, fällt vielen die Entscheidung nicht schwer. Mir ist durchaus bewusst, dass solche internationalen Thematiken nicht in ihrer Macht liegen, aber ich würde gerne wissen, was Ihr Rat an den/ die "normale/n" Bürger/In ist.
Abwarten, dass die Politik Entscheidungen fällt und währenddessen versuchen, nach bestem Gewissen zu handeln?
Denn das tue ich momentan.

S. J. J. (21)

Portrait von Annalena Baerbock
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Lieber S. J. J.,

vielen Dank für die Anfrage zu diesen wichtigen Themen. Es ist völlig richtig, dass der Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen ein zentrales Anliegen für uns und die nachfolgenden Generationen. Die Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen bestimmt daher auch seit der Gründung unser grünes politisches Handeln. Wir wollen, dass Deutschland bis 2030 aus der klimaschädlichen Kohle aussteigt und die Stromversorgung mit 100 Prozent Erneuerbaren Energien garantiert. Bis zum Jahr 2050 wollen wir die Energieversorgung auch für Gebäude, Mobilität und Industrie ausschließlich aus erneuerbaren Energien. Wir Grünen fordern dazu u.a. einen nationalen Mindestpreis für Klimaverschmutzung. Die Stromsteuer wollen wir abschaffen, da sie keine ökologische Lenkungswirkung entfaltet und wollen im Gegenzug eine aufkommensneutrale CO2-Bepreisung einführen. Damit finanzieren die fossilen Energien die Erneuerbaren Energien und Energieeffizienz.

Neben diesen politischen Grundlinien, für die wir Bündnisgrünen uns einsetzen, kommt es - wie Sie schreiben - natürlich auch auf jeden Einzelnen an. Ich freue mich, dass Sie bereits im Sinne des Umweltschutzes handeln. Wie Sie völlig zu Recht anmerken, ist es auch in meinen Augen ein Unding, dass es Flüge bereits für 19,99 Euro gibt, aber Zugtickets zum gleichen Zielort ein Vielfaches kosten. Hier kann die Politik nur an jeden Einzelnen appellieren. Gleichzeitig ist es in meinen Augen aber auch Aufgabe der Politik, mit Maßnahmen umweltfreundliches Verhalten zu fördern. So wollen wir die Steuerprivilegien im Flugverkehr abbauen. Damit sagen die Preise zunehmend die ökologische Wahrheit und es wird die ökologische Umgestaltung unserer Wertschöpfungskette gestaltet. Wir schaffen damit Anreize für grüne Innovationen, Klimaschutz, nachhaltige Mobilität und eine umweltfreundliche Landwirtschaft.

Wir müssen zudem die Plastikflut eindämmen, wie Sie es richtigerweise beschreiben. Unser Ziel ist ein Europa ohne Plastikmüll, mit sauberen Meeren, einem reichhaltigen Fischbestand und einer Natur ohne Müll. Die Realität sieht bedrückend anders aus: In den Ozeanen schwimmen Plastikmüllteppiche von der Größe Mitteleuropas. Auch unsere Flüsse und Böden leiden unter der zunehmenden Vermüllung. Wenn wir jetzt nicht radikal umsteuern, wird es 2050 mehr Plastik als Fische im Meer geben. Inzwischen findet sich Mikroplastik sogar in der Arktis und im Gletschereis – obwohl dort nahezu keine Menschen leben. Ein erster Schritt dagegen ist ein Verbot von Mikroplastik in Kosmetika, Körper- und Pflegeprodukten. Denn Mikroplastik schadet nicht nur den Fischen, sondern kann möglicherweise auch für unsere Gesundheit schädlich sein. Mikroplastik wurde schon in Salz, Bier und Mineralwasser nachgewiesen. Welche giftigen Plastikzusätze wir dadurch zu uns nehmen, weiß bisher niemand genau. Auch für das Klima ist Mikroplastik schlecht. Denn durch den Zerfall in immer kleinere Partikel wird Methan freigesetzt – das wiederum zur Erhitzung unserer Erde beiträgt. Zudem braucht es eine EU-weite Plastiksteuer auf Wegwerfprodukte. Eine solche Abgabe bietet den Anreiz, Verpackungsmüll zu reduzieren, indem die Rohstoffe verteuert werden. Zugleich kann dadurch der Anteil von recyceltem Plastik gesteigert werden.

Mit freundlichen Grüßen
Annalena Baerbock

Was möchten Sie wissen von:
Portrait von Annalena Baerbock
Annalena Baerbock
Bündnis 90/Die Grünen