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Katrin Göring-Eckardt
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Lothar B. •

Frage an Katrin Göring-Eckardt von Lothar B. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Frau Göring-Eckardt
Im Programm der Grünen steht unter Punkt 7 :
Wir wollen, dass anerkannte Flüchtlinge ihre Familien nachholen dürfen.

Ihnen dürfte bekannt sein, dass Menschen aus bestimmten Regionen und Religionen die Frau als nicht gleichberechtigt ansehen. In der Familie gelten da bestimmte Strukturen, erst die männlichen Mitglieder, dann die weiblichen. Auch heute ist es sehr oft, dass männliche Kinder z.B. Lehrerinnen gar nicht anerkennen nach dem Motto: Du hast mir gar nichts zu sagen. Wie wollen die Grünen die Strukturen innerhalb der Familie, also dem Grundstock, so ändern, dass die Gleichberechtigung auch in diesen Familien gilt?

Schon heute sind Grundschulklassen in bestimmten Gegenden zu 80% mit Schülern nicht deutscher Herkunft belegt. Wie wollen es die Grünen schaffen, dass gerade für diese Klassen entsprechend ausgebildete Lehrer zur Verfügung stehen, denn diese müssen nicht nur Unterricht erteilen, sondern auch die vorher beschriebenen Probleme lösen ?

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr B.,

vielen Dank für Ihre Frage an Frau Göring-Eckardt. Sie hat uns gebeten zu antworten.

Sie haben völlig recht: Viele Menschen in Deutschland sehen Frauen nach wie vor nicht als gleichberechtigt an. Frauen verdienen nach wie vor deutlich weniger als Männer, haben geringere berufliche Aufstiegschancen, leisten nach wie vor den deutlich größeren Teil bei der Kindererziehung und bei der Arbeit im Haushalt. Gewalt gegen Frauen ist ein großes Thema, häusliche Gewalt nach wie vor erschreckend präsent. Diese Ungleichverteilung von Macht, Geld und Zeit zwischen den Geschlechtern ist keine Frage der Herkunft, er betrifft alle Frauen in Deutschland gleichermaßen. Weitere Informationen dazu finden Sie hier: https://www.gruene-bundestag.de/frauen.html

In der Integrationsarbeit ist das Erlenen des Respekts gegenüber Frauen eine der ersten Lektionen, die Flüchtlingen vermittelt wird. Es gilt darüber hinaus, die Rechte und die gleichberechtige Stellung von Frauen in der Gesellschaft breit zu vermitteln. Dafür braucht es, wie Sie richtig anmerken, Bildung und entsprechendes Lehrpersonal. Doch die Einstellung von Lehrer*innen ist wie der gesamte Bereich der Bildung Sache der Länder. Derzeit darf der Bund sich nicht in die Schulbildung der Länder einbringen, das verhindert das Grundgesetz (sog. Trennungsgebot). Wir Grüne wollen das Trennungsgebot aufheben, um die Länder mehr bei der Schulbildung zu unterstützen. Dazu führten wir zusammen mit der FDP Verhandlungen mit der Bundesregierung und konnten am Freitag auch einen Erfolg verzeichnen. Mehr dazu unter https://www.tagesspiegel.de/wissen/fraktionen-einigen-sich-auf-grundgesetzaenderung-weg-fuer-digitalpakt-fuer-schulen-im-bundestag-frei/23674158.html

Mehr Lehrer*innen allein lösen das Problem jedoch nicht. Es handelt sich um ein gesamtgesellschaftliches Problem, das dementsprechend auf vielen Ebenen angegangen werden muss. Eine ausreichende Repräsentation von Frauen in allen Berufen ist dazu ein Weg. Mehr Polizistinnen, mehr Frauen in Unternehmen und auch wieder mehr Frauen im Parlament ebnen dafür - langfristig - den Weg. Wie wir gerade erleben ist das keine unumkehrbare Entwicklung. Rückschritte sind feststellbar. So ist der Anteil der weiblichen Parlamentarier, die ja eine Vorbildfunktion erfüllen, so niedrig wie seit 1990 nicht mehr. Wir machen uns deshalb Gedanken darüber, wie man den Anteil von Frauen wieder heben kann. Und ja, dabei werden wir auch auf Quotenlösungen setzen, denn die Kräfte der Beharrung sind stark, wie Sie zu Recht ebenfalls anmerken. Siehe dazu: https://www.gruene-bundestag.de/frauen/100-jahre-frauenwahlrecht-12-11-2018.html

Änderungen in den abwertenden Einstellungen gegenüber Frauen werden sich nicht kurzfristig und über Nacht ergeben. Dafür zu arbeiten ist aber unsere tägliche Aufgabe.

Mit freundlichen Grüßen
Büro Göring-Eckardt

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