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Frage von Henning F. •

Frage an Andreas Dressel von Henning F. bezüglich Verkehr

Sehr geehrter Herr Dressel,

ich bin der Meinung, dass eine weitere Vertiefung der Elbe aus ökonomischer Sicht absolut unnötig ist. Gebildet habe ich diese Auffassung als ich vor ca. 4 Jahren das Seminar "Wirtschaft und Verkehr" mit Schwerpunkt Hafen Hamburg im Fachbereich Geographie an der Uni HH belegte. Die wichtigsten Gründe gegen eine Vertiefung sind:

1. Es gibt zurzeit kein Schiff, das den Hafen aufgrund der Tiefe nicht anlaufen kann.

2. Es zeichnet sich nicht ab, dass in absehbarer Zukunft solche großen Schiffe überhaupt gebaut werden (diese Größe würde einen 2. Motor erfordern und somit die Mehrkosten extrem erhöhen).

3. Aufgrund der Lage im Landesinnerinn werden die Schiffe auch weiterhin HH anlaufen, auch wenn sie auf die Flut warten müssen. Der Vorteil liegt ganz klar auf seiten Hamburgs.

4. Es ist unglaublich teuer und das Geld kann für sinnvollere Projekte ausgegeben werden.

5. Der Lebensraum Elbe würde durch eine weitere Vertiefung negativ beeinflusst werden.

Ich bin gespannt auf ihre Meinung und freue mich auf eine Antwort,

Henning Fitschen

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Fitschen,

vielen Dank für Ihre Fragen und Ihre Argumente.

Gerne möchte ich Ihnen unsere Position im Detail darlegen:

Die Hamburger SPD hält die Vertiefung der Unterelbe für notwendig. Sie ist eine Voraussetzung für die Weiterentwicklung des Hamburger Hafens und dem Erhalt der Konkurrenzfähigkeit gegenüber anderen Häfen der Nordrange. 165.000 Arbeitsplätze hängen in der Metropolregion vom Hafen ab. Schon jetzt können viele Schiffe den Hafen nicht tideunabhängig und voll beladen anfahren und der Trend in der internationalen Schifffahrt geht zu größeren Schiffen mit mehr Tiefgang.

Aus meiner Sicht muss die Elbvertiefung kommen, damit der Hamburger Hafen konkurrenzfähig bleibt und nicht weiteres Terrain an die Konkurrenzhäfen der Nordrange, wie Rotterdam, Antwerpen und Zeebrügge abgeben muss - all diese Häfen sind weitaus besser durch die internationale Wirtschafts- und Finanzkrise gekommen als Hamburg. Nach meinem Kenntnisstand können größere Schiffe schon heute den Hamburg Hafen nicht voll beladen und tideunabhängig anfahren.

Die Hafenwirtschaft braucht endlich verlässliche Planungsdaten, um ihre eigenen Investitionsentscheidungen treffen zu können. Reedereien werden sich nicht auf immer neue Termine einstellen, wann der Planfeststellungsbeschluss erfolgt und wann Baubeginn ist, sondern ihre Fahrtrouten anpassen und dort, wo es wirtschaftlich geboten erscheint, andere Häfen ansteuern

Bei der jetzigen Fahrrinnentiefe können Schiffe unter normalen Verhältnissen tideunabhängig bis zu einem Tiefgang von 12,50 m ein- und auslaufen. Bei ungünstigen Windverhältnissen kann der Tiefgang der Elbe auch unter 12 m liegen. Nach unseren Informationen kommt es aber häufiger vor, dass Container in Hamburg wieder ausgeladen werden müssen, weil die Tiefenverhältnisse aufgrund ungünstiger Winde nicht ausreichen. Diese müssen dann auf die Bahn umgeladen und über Rotterdam verschifft werden. Auch kommt es aufgrund der zu geringen Fahrtiefe der Elbe häufig vor, dass Schiffe beim Einlaufen in den Hafen auf die Flut warten und Wartezeiten von bis zu 12 Stunden in Kauf nehmen müssen. Wenn den Reedereien hier keine verlässliche Zeitperspektive geboten wird, wann sich diese Verhältnisse ändern, werden sie mittelfristig Liniendienste aus Hamburg abziehen und Hamburg wird weiter Terrain an Häfen wie Rotterdam, Antwerpen und Zeebrügge verlieren.

Wir sind im regelmäßigen Austausch mit der Hamburger Hafenwirtschaft und auch mit dem Verband der Deutschen Reeder. Bei unseren Treffen wurde stets eingefordert, uns mit Nachdruck für die Elbvertiefung einzusetzen. Auch wenn zukünftig mehr direkte Container-Linienverbindungen aus Übersee in die Ostsee geben wird, bei denen in erster Linie die mittleren Schiffsgrößen von 4.000 - 6.000 TEU eingesetzt werden, so müssen wir doch dafür Sorge tragen, dass auch größere Schiffe den Hafen beladen und möglichst tideunabhängig anfahren können.

Hamburg hat im Krisenjahr 2009 dramatische Einbußen bei den Containerverkehren hinnehmen müssen, die wir jetzt erst langsam, und zwar langsamer als in den Konkurrenzhäfen, zurückgewinnen. Die Notwendigkeiten für die Zukunft, damit der Hamburger Hafen nicht - wie Sie es formulieren - zum Provinzhafen wird, sind nicht durch bloße Beobachtung aktuell ein- und auslaufender Schiffe, die zum Teil nicht oder geringer beladen sind, zu erkennen. Die im Herbst letzten Jahres veröffentlichte Studie des Bremer Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik hält die Elbvertiefung weiterhin für notwendig.

Nach den uns bisher vorliegenden Prognosen verändert sich das Strömungsverhalten der Elbe durch die geplanten Ausbaumaßnahmen nur geringfügig, die Deichsicherheit wäre dadurch nicht gefährdet.

Bei der Fahrrinnenanpassung müssen aber natürlich sowohl ökologische Aspekte als auch die Sorgen der Anwohner an der Unterelbe, insbesondere im Hinblick auf die Deichsicherheit, sehr ernst genommen und in die weiteren Planungen einbezogen werden.

Ich hoffe, ich konnte Sie überzeugen.

Beste Grüße
Ihr

Dr. Andreas Dressel MdHB