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Anton Hofreiter
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Frage von Klaus-Peter S. •

Frage an Anton Hofreiter von Klaus-Peter S. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Hallo Herr Hofreiter!
Weniger Pestizide und Gülle auf den Acker, weniger Fleisch in der Massentierhaltung produzieren!Frage:Soll in Deutschland künftig weniger Fleisch für den Export produziert werden,um die Qualität unseres Trinkwassers für die Zukunft besser zu schützen(Stichwort :Gülle).Sind die Grünen dafür ?

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Steinberg,

haben Sie vielen Dank für Ihre Mail.

Wir streben einen vernünftigen Selbstversorgungsgrad mit Fleisch aus Deutschland an, der nicht bei weit über 100 Prozent liegt. Denn klar ist auch: Überangebot wird von anderen Marktteilnehmenden genutzt um Preise zu drücken.

Unsere Ziele zu dem von Ihnen angesprochenen Themenkomplex sind vielfältig. Wir wollen sowohl stabile Verhältnisse für bäuerliche Betriebe erreichen als auch angemessenen ambitionierten Tierschutz umsetzen und das Grundwasser besser schützen. Das wollen wir nachfolgend kurz erklären.

Bäuerliche Betriebe unterliegen seit Jahren der Wachse-oder-weiche-Politik der Bundesregierung. Viele Betriebe haben mittlerweile aufgegeben. Wir Grüne wollen aber vielfältige Strukturen sichern, nicht nur Großbetriebe. In der Wertschöpfungskette muss die Rolle unserer Landwirt:innen deutlich gestärkt werden.
Wir brauchen in Deutschland eine andere Tierhaltung. Wir wollen dafür einen stimmigen Mix aus besseren Regeln, besserer Förderung (->Tierschutzcent), einem passenden Baurecht und einer verbindlichen Kennzeichnung auf den Weg bringen. Das wird jetzt umso virulenter, als große Teile des Lebensmitteleinzelhandels angekündigt haben, sehr bald nur noch Frischfleisch ab Stufe 3 verkaufen zu wollen. Zu lange wurde da seitens der Bundesregierung geschlafen. Die Vorschläge der so genannten "Borchert-Kommission" wurden de facto auf Halde gelegt.
Für unsere Landwirt:innen wollen wir ein "Level Playing Field": Auch in der EU werden wir uns für höhere Tierschutzstandards einsetzen und bei Handelsverträgen eindeutig festlegen, dass die eine Handelsseite nicht die Standards der anderen unterlaufen darf.
Eine der größten Gefahren für die Qualität unseres Grundwassers sind zu hohe Stickstofflasten durch Gülle. Daher muss insbesondere das Düngerecht von Bund und Ländern verbessert werden. Daher wollen aus der Massentierhaltung aussteigen. Denn je mehr Gülle in der Massentierhaltung anfällt, desto stärker wird unser Grundwasser belastet. Unser Ziel ist es, den Viehbestand auf deutschlandweit durchgängig maximal 2 Großvieheinheiten pro Hektar zu begrenzen. Zwei Kühe oder zwanzig Schweine pro Hektar kann die Natur gerade so vertragen.

Mit freundlichen Grüßen

Team Toni Hofreiter

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