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Eva-Maria Stange
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Frage von Michael B. •

Frage an Eva-Maria Stange von Michael B. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrte Frau Stange,

wie stellen Sie sich vor den Bildungsstandort Sachsen für Familien und Studenten attraktiver zu gestalten?
Warum gibt es so viele Hochschulen im Freistaat Sachsen und warum wird nicht mehr Wert auf Exzellenzausbildung, vorallem bei Hochschulen, gelegt?
Zum Beispiel: über 6000 Studenten an 9 verschiedenen Hochschulen im Jahr 2007. In Zeiten der Finanzkrise, wo vorallem Geld gespart werden soll bzw muss, ist es Verschwendung so viel Geld für die vielen verschiedenen Hochschulen auszugeben. Finden Sie nicht, es wäre effktiver Bildungszentren zu schaffen?

Mit freundlichen Grüßen

Michael Brieden

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Brieden,
besten Dank für Ihre Anfrage und für Ihr Interesse an der Entwicklung der sächsischen Hochschulen.
Um den Studienstandort Sachsen für Familien und Studierende noch attraktiver zu machen bedarf es weiterer Anstrengungen. Sachsen gehört bereits heute durch sein vielfältiges und qualitativ gutes Studienangebot zu den Ländern in Deutschland, in die mehr Studierende zuwandern, wie sächsische Abiturienten abwandern. Ein Grund dafür ist auch, dass die SPD die Studiengebührenfreiheit garantiert hat. Bildung ist keine Ware, die man allein nach ihrer Nützlichkeit für den Arbeitsmarkt bemessen kann, sie ist für mich zuallererst ein Menschenrecht. Deshalb darf der Zugang zur Hochschule nicht vom Geldbeutel der Studierenden oder deren Eltern abhängig gemacht werden, sondern allein von der Motivation und Leistungsbereitschaft. Hinzukommt, dass Sachsen eine breit aufgestellte, vielfältige Hochschullandschaft hat, die in den letzten 20 Jahren durch enorme staatliche Investitionen hochmodern ausgestattet wurde. Sie wird ergänzt durch ein dichtes Netz an Forschungseinrichtungen, vergleichbar mit der Region München oder Berlin. Junge Menschen können sich für die Vielzahl der Ingenieursstudiengänge ebenso bewerben, wie für kleine Fächer, die es nur in Sachsen gibt wie z.B. an der Uni Leipzig oder der Fachhochschule Zittau/Görlitz.
Eine qualitativ gute breite Ausbildung ist die Voraussetzung, um auch Exzellent in der Spitze aufgestellt zu sein. Sachsen benötigt in den kommenden Jahren noch stärker als zuvor jeden klugen Kopf, denn der Geburteneinbruch Anfang der 90er Jahre mit einer nahezu Halbierung der jungen Generation erreicht jetzt die Hochschulen und den Arbeitsmarkt. Dort fehlen schon heute Fachkräfte und diese Situation wird sich nach 2015 dramatisch zuspitzen. Sachsen kann es sich daher gar nicht leisten -ganz abgesehen davon, dass es nicht sinnvoll ist - nur(!) auf Exzellenzausbildung zu setzen.
Sachsen hat heute ca. 100.000 Studierende an 15 staatlichen Hochschulen. Mir
ist daher nicht nachvollziehbar, wie Ihre Zahlen zustande kommen. Sollten
Sie ev. die fünf Kunsthochschulen gemeint haben, dann sind dies naturgemäß
deutlich kleinere Einrichtungen, die aber gerade dem Exzellenzgedanken im
besonderen Maße durch die Auswahl ihrer Studierenden aus einem vielfach
größerem internationalem Bewerberpool Rechnung tragen müssen. Die
Kunsthochschulen sind durch ihr besonderes Profil ein attraktiver Faktor der
Hochschullandschaft in Sachsen, weit über die Grenzen Deutschlands hinaus.
In den kommenden Jahren muss es Sachsen gelingen den demografisch bedingten Rückgang der eigenen "klugen" Köpfe durch die Anwerbung junger Menschen aus den westlichen Bundesländer, in denen bis 2015 durch doppelte Abiturientenjahrgänge viele junge Menschen keinen Studienplatz finden werden, zu kompensieren. Deshalb ist es nicht sinnvoll, ja sogar wirtschaftliche gefährlich, dass Studienangebot zu verringern z.B. durch Schließung von Hochschulstandorten. Das schließt nicht aus, dass durch kluge Umstrukturierung Studienangebote örtlich gebündelt werden und dafür neue entstehen. Die SPD wird alles daran setzen, neben einer exzellenten Forschungsförderung der Verbesserung der Qualität der Lehre mehr Gewicht zu geben. Eine weitere Reduzierung des Hochschulpersonals würde den Hochschulstandort in seiner Qualität und Attraktivität gravierend gefährden.

Und noch ein Argument möchte ich erwähnen: Hochschulen sind nicht nur Bildungsstätten, sie sind immer auch Motoren für die regionale Wirtschaftsentwicklung, für Ansiedlungen von Unternehmen die Fachkräfte nachfragen, von Forschungseinrichtungen, von Familien und jungen Menschen. Gerade in Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise kommt es darauf an, Bildung zum zentralen Faktor für die Entwicklung einer Region zu machen und nicht kurzschlüssig den Rotstift an der Wurzel von Innovationen anzusetzen. Sachsen wird nur attraktiv für Familien und junge Menschen sein, wenn es im Bildungsbereich von der Kita bis zur Hochschule etwas zu bieten hat. Dazu gehört natürlich auch ein gutes kulturelles und soziales Umfeld. Alles andere würde die Abwanderung und die Wirtschaftskrise verstärken.

Mit freundlichen Grüßen
Eva-Maria Stange