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Eveline Lemke
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Frage von Hundhausen K. •

Frage an Eveline Lemke von Hundhausen K. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Hallo Frau Lemke,

wie stehen Sie bei der Schulbildung für Gehörlosen, womit ich für die ,,bilinguale Schulbildung´´ (Lautsprache und Gebärdensprache) plädiere? Es ist immer noch auffallend, dass das ,,hochstilisierte´´ Hören noch lange nicht das wichtigere Wissen verbessert. Es gibt ein Konzept von 23 Verbänden in der Deutschen Gesellschaft für Hörbehinderte, die als Grundlage eindeutig für die bilinguale Schulbildung favorisiert.

Wie gedenkt die GRÜNEN diese Empfehlung realistisch umzusetzen?

Herzlichst Karlheinz Hundhausen

Portrait von Eveline Lemke
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Hundhausen,

die Empfehlung der 23 Verbände, welche die bilinguale Schulbildung in Laut- und Gebärdensprache fordert, darf auf keinen Fall ignoriert werden, sondern sollten ein willkommener Hinweis für eine besser Bildung aller Kinder sein:

Wir GRÜNE wollen, dass die Inklusion, d. h. die Aufnahme von Behinderten in die Regelschulen, so wie die UN-Konvention für Menschen mit Behinderungen und die UN-Milleniumsziele vorsehen, hier weiter ausgebaut wird. Rheinland-Pfalz ist im Bundesdurchschnitt mit der Inklusion anderen Bundesländern und dem europäischen Ausland noch weit hinterher. Das wollen wir ändern. Damit bieten sich auch für die Kinder ohne Behinderungen neue Aussichten: Anstelle der ersten Fremdsprache, könnte Kinder der betroffenen Klassen von Anfang an auch Gebärdensprache lernen. Das gibt allen SchülerInnen und Schüler der Klassen, in denen auch Kinder mit Einschränkungen der Hörfähigkeit lernen, ganz neue menschliche Perspektiven!

Wir wollen und können diesen Weg nicht überall, sondern nur lokal begrenzt dort gehen, wo es jedoch auch die Notwendigkeit gibt, weil dort nämlich gehörlose Kinder beschult werden sollen. Wir meinen, dass es unsere Gesellschaft als Ganzes voran bringen wird, weil sich gleichzeitig Vielfalt im Leben, Akzeptanz für Anderssein und neue Lernmethoden miteinander verbinden lassen. Entwicklungsdiagnostik und landesweite Sprachförderung werden durch derartige Bausteine ebenfalls sinnvoll ergänzt und erhöhen damit auch die Qualität des Unterrichts.

Bitte erlauben Sie mir den Hinweis, dass ich hier jetzt keine Zusage über Fördermittel oder Lehrerstellen, die Ausbildung von Lehrern (die nach meiner Kenntnis auch noch erfolgen muss) oder konkrete erste Maßnahmen o.ä. machen kann. Sie dürfen aber davon ausgehen, dass wir an dem Ziel der Inklusion festhalten und in kleinen Schritten weiter voran kommen wollen.

Mit freundlichem Gruß,
Eveline Lemke