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Martina Bunge
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Frage von Barbara U. •

Frage an Martina Bunge von Barbara U. bezüglich Gesundheit

sehr geehrte Frau dr. Bunge

Wie zuverlässig man im Umgang mit Daten ist und wie sicher diese geschützt werden, lässt der Heise- Bericht ahnen.
http://www.heise.de/newsticker/E-Gesundheitskarte-Datenverlust-mit-Folgen--/meldung/141864
Im Trustcenter der Bundesdruckerei passierte offenbar nach einem Spannungsabfall das, was D-Trust Geschäftsführer Matthias Merx gegenüber „heise online“ als etwas beschrieb, was schon mal vorkommt: "Das HSM hat eigenständig die Daten gelöscht, weil es einen Angriff vermutete."
Die Befürchtungen von Andreas Bogk vom Chaos Computer Club haben sich damit bestätigt.
Auf so einer Karte möchte ich meine Krankengeschichte nicht gespeichert wissen.
Was hat das Experiment „Gesundheitskarte“ bisher gekostet?
Wird der Karteninhaber entscheiden können, ob seine Krankengeschichte auf der Karte abgespeichert wird oder nicht?
Wer haftet für Behandlungsfehler die bei Datenverlust auftreten?

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrte Frau Uduwerella,

vielen Dank für Ihre Frage.

Zunächst möchte ich klarstellen, dass ich die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte nicht zu verantworten habe. Die Einführung geht bereits auf einen Beschluss der vorherigen Bundestages zurück. Für das derzeitige Verfahren ist die derzeitige Bundesregierung verantwortlich. Diese ist auch der bessere Ansprechpartner, wenn es um die bisherigen Kosten geht.

Meine Fraktion DIE LINKE stand der elektronischen Gesundheitskarte von vorneherein kritisch gegenüber. In einem Fachgespräch konnten diese Bedenken von der Gematik auch nicht ausgeräumt werden. Vor allem blieben Bedenken gegen Mehrwertdienste. also die kommerzielle Verwertung der Gesundheitskarte, gegen die zentrale Speicherung der Daten und bezüglich der Freiwilligkeit.

Selbst, wenn die Daten derzeit auf zentralen Servern sicher sein sollten, bedeutet dies nicht, dass das in Zukunft so bleibt. Ebenso ist fraglich, ob der Datenschutz weiter gewährleistet bleibt, wenn die Gesundheitskarte dazu dienen könnte, zur Terrorabwehr beizutragen oder sonstigen dringenden Nutzen zu erbringen. Die kommerzielle Nutzung der elektronischen Gesundheitskarte über Mehrwertdienste soll die Gesundheitskarte rentabel machen. Der Datenschutz ist damit allerdings extrem gefährdet.

Ich fürchte auch, dass es mit der Freiwilligkeit nicht von Dauer sein würde. Sobald sich Kosten mit der Karte sparen ließen oder dadurch sparen ließen, dass die Karte von allen im vollem Umfang genutzt wird, würde die Freiwilligkeit vermutlich aufgehoben. Oder zumindest würden die Kassen vielleicht Bonuszahlungen für Kartennutzerinnen und -nutzer herausgeben. Denn es ist klar, dass zusätzliche Kosten dadurch entstehen würden, dass beispielsweise Apotheken sowohl elektronische, wie auch Papierrezepte annehmen müssten. Ebenso muss in Arztpraxen neben den elektronischen Patientenakten zumindest auch eine serverunabhängige Akte geführte werden, sonst könnte die Versorgung erheblich gestört werden, wenn mal der Server längere Zeit ausfällt.

Letztlich wirft die elektronische Patientenakte viele Fragen und Probleme auf, weshalb sich letztlich der jüngste Parteitag der LINKE gegen sie ausgesprochen hat.

Mit freundlichen Grüßen

Martina Bunge