Martina Michels
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Frage von Philipp B. •

Wann kommt die große Landwirtschaftsreformation? Wir brauchen mehr 100% ökologisch bewirtschaftete Kleinflächen in Selbstverwaltung.

Ich wohne in Ihrem Wahlkreis. Der Planet brennt, die Wirtschaft ist kaputt, die Politik ist kaputt. Das ist unser Status quo. Um das wieder gutzumachen, müssen wir u.a. unser Land wieder in die Hand von Kleinbäuer:innen geben. Bis 2030 30% ökologische Landwirtschaft. Das werden Großinvestoren nicht hinbekommen, weil sie kapitalistische Berechnungsgrundlagen verwenden und ökizidale Interessen verfolgen. Wie wollen Sie also, es ganz konkret schaffen, dass ich in Zukunft als ökologischer Kleinbauer auf meiner eigenen Fläche selbstverantwortlich arbeiten kann? Mit Dach über dem Kopf, Strom, Wasser und Internet und mit finanzieller und fachlicher Unterstützung wenn gewünscht.

Martina Michels
Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr B.,

Die bisherigen Reformen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) sind leider nicht genutzt worden, um den überfälligen sozialökologischen Umbau in der Landwirtschaft und den ländlichen Räumen im erforderlichen Maß voranzubringen. Sie sichert vor allem die Profite der Agrarkonzerne. Große Teile der Landwirtschaft sind für den Verlust der Artenvielfalt mitverantwortlich. Die Agrarförderung, insbesondere die sogenannten Flächenprämien, müssen nach sozialen, ökologischen und gemeinwohlorientierten Kriterien und für einen nachhaltigen Umbau von Landwirtschaft und Ernährung eingesetzt werden.

Wir Linke wollen eine sozialökologische Landwirtschaft im Einklang mit der Entwicklung der ländlichen Räume insgesamt. Dazu muss auch die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU nach dem Prinzip »Öffentliches Geld für öffentliche Leistungen« umgebaut werden. Agrarwirtschaft soll heute mehr leisten als Produktion von Lebensmitteln und nachwachsenden Rohstoffen. Die Gesellschaft verlangt die Einhaltung von Sozial-, Umwelt- und Tierschutzstandards, fordert eigenständige Beiträge zum Klimaschutz, zum Erhalt der biologischen Vielfalt, zur Pflege von Kulturlandschaften und mahnt faire globale Handelsbeziehungen an. Es geht um eine Agrarwirtschaft im Einklang mit natürlichen Ressourcen und funktionsfähigen Ökosystemen. 

Das alles setzt natürlich voraus, das es neben einem ordnungspolitischen Rahmen auch eine geeignete Förderpolitik gibt, gerade für regionale, genossenschaftlich organisierte Erzeugergemeinschaften, dezentrale Verarbeitungskapazitäten und Eigenvermarktungsstrukturen. Landwirtschaftliche Produktion, Ökosystemdienstleistungen und ländliche Entwicklung müssen verlässlich, auskömmlich und planbar finanziert werden. Wir wollen die GAP erhalten, aber im Sinne dieser genannten Eckpunkte entwickeln.

Mit freundlichen Grüßen,

Martina Michels