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Monika Lazar
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Frage von Gerhard R. •

Frage an Monika Lazar von Gerhard R. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrte Frau Lazar,

Zum nachfolgenden Beispiel PTBS in Panorama und dem Versagen des Lehrers(erwähnt im Elterninfo): Brauchen wir die Befreiung vom Unterricht mit der Bundeswehr?

Ist meine PTBS-Beschreibung in der Elterninformation zutreffend?

Mit freundlichen Grüßen
Gerhard Reth

Elterninformation

Liebe Eltern,

es geht um schulische Veranstaltungen bzw. Unterricht mit Vertretern der Bundeswehr.

In der Panorama-Sendung http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2011/bundeswehr229.html

beklagte sich der Lehrer darüber, dass nicht über die Posttraumatische Belastungsstörung(PTBS) gesprochen wurde. Warum hat er nicht dafür gesorgt?

PTBS entsteht zum Beispiel durch die Teilnahme am Afghanistankrieg, kann zu Dienst- oder Arbeitsunfähigkeit führen und mitmenschliche Beziehungen unmöglich machen.

Für die Befreiung von der Teilnahmepflicht am Schulunterricht mit der Bundeswehr könnte folgender Text verwendet werden:

Hiermit beantrage/n wir/ich, (Name/n)

meine Tochter/meinen Sohn (Name)

geb. am

derzeit in Klasse

von schulischen Veranstaltungen bzw. vom Unterricht mit Vertretern der
Bundeswehr freizustellen und währenddessen anderweitig zu beaufsichtigen.

Begründung:
Wir/ich erziehe/n unser Kind zum friedlichen Umgang mit Konflikten. Unser/Mein Gewissen verbietet uns/mir daher die Teilnahme unseres/meines Kindes am Unterricht durch eine Organisation, deren Auftrag es ist, bewaffnete Interventionen vorzunehmen.

Dieser Antrag gilt für die gesamte Schulzeit des Kindes, so lange er nicht widerrufen wird.

(Datum)

(Unterschrift)

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Reth,

vielen Dank für Ihre Anfrage und die Kritik an den Schulveranstaltungen der Bundeswehr. Ich kann Ihre Ablehnung dieser Praxis sehr gut nachvollziehen und stimme Ihnen darin zu. In der ehemaligen DDR aufgewachsen, erlebte ich selbst die Militarisierung der Schule mit dem Fach "Wehkundeunterricht", wo uns NVA-Offiziere unterrichteten. Ebenso gab es im Sportunterricht und in verschiedenen mehrtägigen "Übungslagern" praktische Erfahrungen im Schießen, Marschieren und derartiges mehr. Ohne die NVA mit der Bundeswehr vergleichen zu wollen, ist es mir ein großes Anliegen, dass die Schülerinnen und Schüler heute nicht mit einem solchen "Angebot" konfrontiert werden. Zudem widersprechen die Anwerbemaßnahmen meiner eigenen pazifistischen Haltung.

Es gibt vielfältige Kriegsfolgen - physisch wie psychisch. Sie sprechen die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) an, die auch als Folge von Erlebnissen bei Krieg und Gewalt auftritt. Auf grausame Erfahrungen und Kriegsbilder reagiert jedes Opfer (sei es persönlich betroffen oder "nur" Augenzeuge) unterschiedlich. Ob eine PTBS entwickelt wird, hängt von zahlreichen Faktoren ab, z.B.: Kam das Erlebnis überraschend oder konnte es, zumindest theoretisch, vorausgesehen werden? Wie lange war die betroffene Person der Belastung ausgesetzt? Welche Verarbeitungskompetenzen besitzt sie von ihrer Persönlichkeitsstruktur her? Alter und Geschlecht spielen eine Rolle. Als entscheidend gelten auch die Regenerationsmöglichkeiten: Wer sich zwischen mehreren Belastungen nicht erholen kann (wie etwa im Krieg häufig der Fall), verschleißt seine Reserven schnell und verschlechtert langfristig die Verarbeitungs- und Heilungsaussichten. Deshalb muss für Soldatinnen und Soldaten eine qualifizierte psychosoziale Betreuung gewährleistet sein, wenn sie in Kriegsgebieten eingesetzt werden. Noch wichtiger ist es aber, Kriege überhaupt zu verhindern. Dazu gehört, bereits präventiv Kinder und Jugendliche so zu erziehen, dass sie Gewalt und Krieg nicht als sinnvolle Mittel der Auseinandersetzung betrachten. Auch insofern lehne ich die Vorstöße der Bundeswehr ab.

Gemeinsam mit der grünen Landtagsfraktion in Sachsen setze ich mich gegen die bestehenden Kooperationsvereinbarungen ein. Meine Landtagskollegin Annekathrin Giegengack und ich haben mehrfach an verschiedene Stellen appelliert, dass Eltern über die Bundeswehrmaßnahmen an Schulen vorab zu informieren sind und ihnen eine Verweigerung für ihre Kinder ermöglicht werden muss.
Für unverzichtbar halten wir auch - wenn die Veranstaltungen dennoch stattfinden - gleichzeitige alternative Angebote zum Thema Friedenssicherung. Der Plenarrede von Annekathrin Giegengack können Sie die grünen Forderungen entnehmen, die ich auf Bundesebene auch vertrete: http://www.giegengack.de/artikel/?tx_ttnews[tt_news]=562&cHash=299f471a0a11a54d6ffea60f61292325

Mit freundlichen Grüßen
Monika Lazar