Sebastian Lohmann
WASG
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Frage von Frank S. •

Frage an Sebastian Lohmann von Frank S. bezüglich Verkehr

Wie steht den die WASG zur Kapitalisierung der Bundesbahn?

Antwort von
WASG

Sehr geehrter Herr Siegel,

Ich denke Sie meinen mit Ihrer Frage: Wie steht die WASG zur Privatisierung der Dt. Bahn AG ?

Denn kapitalisiert ist die Bundesbahn bereits in Form einer Aktiengesellschaft. Es geht nur noch darum wieviel dieser Aktien zu welchem Preis an private Investoren verkauft werden sollen. Mit dem harmlos klingendem Begriff "private Investoren" können amerikanische Pensionsfonds, Finanzinvestoren, Banken, saudische Ölscheichs und alle Arten von Heuschrecken gemeint sein. Die einfachste Art dieser Investoren mit der Bahn Geld zu verdienen wird sein, Strecken stillzulegen und die Grundstücke in guter Lage gewinnbringend zu veräußern oder im besten Fall nur zu verpachten, dann bleiben sie wenigstens nachfolgenden Generationen zur Verfügung.

Dies wird bereits vorbereitet, wie mir besonders im Ruhrgebiet auffällt, wo große Gebiete von stillgelegten Gleisanlagen von Güterrangierbahnhöfen in bester Citylage komplett abgebaut werden (Düsseldorf, Dortmund, Duisburg, Löhne?) Wozu braucht man denn auch noch Gütertransportkapazitäten, wenn fast das komplette produzierende Gewerbe in die 3. Welt abgewandert ist. Der Rest des Bedarfes an Gütertransport in Deutschland wird dann wegen Jahrzehnte andauernder, intensiver, erfolgreicher Lobbyarbeit der Autokonzerne, überwiegende über die Strasse abgewickelt. Auch wegen der Mineralölsteuer.

Bei der vom Chef der DB AG favorisierten kompletten Privatisierung mit Schienennetz kann man jedenfalls davon ausgehen, dass anschließend alles verkauft wird was nicht mehr unbedingt gebraucht wird. Für den Rest gilt dann : Fahrpreise weiter rauf und Angestellte auf Kosten der Allgemeinheit in den Ruhestand entsorgen. Besonders erfreulich für die Berliner : Was den Hartz 4 Empfängern, Rentnern, Schülern, Schwerbehinderten und Kindergärten an finanziellen Mitteln für den Bau des neuen Berliner Hauptbahnhofes vom Mund abgespart wurde, soll schon 2 Jahre nach Eröffnung verkauft werden. Natürlich wird der Paketpreis für alle Bahnhöfe und Schienen in Deutschland viel niedriger sein (Sonderangebot), als wenn man alle Investitionskosten über die Jahre und alle Grundstückswerte der Immobilien einfach aufsummieren würde.

Konkret heißt das: Alle Inventarwerte der Dt. Bahn werden aktuell auf 160 Milliarden € geschätzt, d.h. wenn Lieschen Müller jede Schraube an der Lokomotive und jedes Gleis der Bahn kaufen möchte. Die Aktien sollen allerdings zu einem Preis verkauft werden, so dass nachher die Bahn mit nur 40 Milliarden € bewertet ist. Die Bewertung ließe dann genug Platz für "Kursfantasien". Herr Mehdorn verkündete kürzlich stolz "Die Bahn ist Kapitalmarktfähig".

Meine Meinung dazu ist: Schön Herr Mehdorn. Wenn die Bahn jetzt profitabel ist braucht sie nicht privatisiert werden. Dann können die schönen Gewinne, die durch die exorbitanten Fahrpreise (vor allem im Nahverkehr) erzielt werden, weiterhin allen zugute kommen und nicht nur anglo - amerikanischen Pensionsfonds, Ölscheichs und Konsorten. Wozu soll den ein funktionierendes und rentables Unternehmen verkauft werden - Hat den Privatisierung in Deutschland jemals etwas für den Kunden gebracht, außer höheren Preisen (Gas, Strom, Wasser), längeren Schlangen und höhere Preise (Post), Verwirrung durch unzählige Anbieter und Abrechnungschaos (Telekom)?

Ich denke die Haltung der WASG zu diesem Thema ist deutlich geworden.

Mit freundlichen Grüßen

Sebastian Lohmann